Digitalisierung bei der Anmeldung im Gesundheitswesen.

Autor: Ulrich Seidl -Jan 2017

Du, neulich musste ich meine Frau ins Krankenhaus bringen. Der Termin für die Einweisung stand schon einige Wochen vorher fest. Bei der Anmeldung ging es zu wie an einer Hotelrezeption. Mann, da waren bestimmt zwei oder drei Damen, die am PC saßen und mit dem Ausfüllen und Ausdrucken von Formularen beschäftigt waren. Nach Aufnahme der Versicherungsdaten und Eingabe von persönlichen Daten wurde dann ein Formular nach dem anderen ausgedruckt und meiner Frau zur Kenntnisnahme vorgelegt, ohne ihr groß Zeit zu geben, was sie da überhaupt unterschreibt. Das waren DRG- Entgelttarif (mehrere Seiten), Patienteninformation bei wahlrechtlichen Leistungen, Wahlleistungsvereinbarung, Vereinbarung für den Fall vorhersehbarer Verhinderung des Wahlarztes, Antrag auf Gewährung der Wahlleistung Internet. Hinzu kamen noch Patienteninformationen zum Entlassungsmanagement und ein Merkblatt zur Aufklärung über die Zuzahlungsverpflichtung und Zahlungsaufforderung für gesetzlich Versicherte und ein Merkblatt für eine Patientenbefragung.

Nun, alles schön und gut. Nur jeder versucht sich heute unter dem Siegel der Digitalisierung zu profilieren und ich frage mich, warum Digitalisierung in den Bereichen Gesundheitswesen und hier insbesondere bei der Krankenhaus-Anmeldung noch nicht groß angekommen ist. Warum digitalisiert man denn die Anmeldeformulare eines geplanten Krankenhausaufenthaltes nicht und übermittelt diese dem Patienten vor der Aufnahme zur Kenntnisnahme?

Vorteile:
a) Der Patient kann sich den Inhalt genaustens durchlesen und weiß was er später dann bei der Anmeldung im     Krankenhaus noch geklärt haben möchte bzw. in welche Leistungen er einwilligt.
b) papierlose Formulare sparen Zeit und Kosten
c) Digital vom Patienten bereits bestätigte Formulare können vom Krankenhaus archiviert werden und brauchen bei     erneutem Krankenhausaufenthalt nicht- sofern sich die Daten nicht veraendert haben- noch einmal bearbeitet werden.
d) Durch die erzielte Effektivitätssteigerung bei der Aufnahme, Entlastung der Krankenhäuser von steigenden     Personalkosten, Entlastung fuer den Versicherten, Minderung von Krankenversicherungsbeiträgen (Ziel).

Das Thema Datensicherheit lässt sich vorab durch Einwilligung zur Datenverarbeitung, Widerrufsrecht und Information klären.

Bei nur 10 % Zustimmung (1,8 Millionen) der 18,9 Millionen stationär in allgemeinen Krankenhäusern behandelten Patientinnen und Patienten im Jahr 2017 (Quelle: Statistisches Bundesamt) und 5 Minuten Zeitersparnis bei jeder Anmeldung (eher konservative Annahme) sollte sich bereits ein nennenswerter Ersparnisbetrag einstellen.

Bei meiner Frau war es so: Da sie mehrmals kurz hintereinander das Krankenhaus für einige Tage aufsuchen musste, wiederholte sich der Anmeldeprozess insgesamt 3x. Die bei der Erstaufnahme bereits registrierten persönlichen Daten wurden bei den anschliessenden Krankenhauseinweisungen wieder neu aufgenommen. Die bei der Erstaufnahme zur Unterschrift ausgehändigten Formulare wurden wieder neu bearbeitet, ausgedruckt und zur Unterschrift vorgelegt sowie auch als Kopie wieder mitgegeben. Also keine 2 oder 3 Seiten, sondern ein kleiner Stapel Papier. In einem anderen Krankenhaus vor 3 Jahren wiederholte sich dieser Prozess sogar 6x. Die Kopien füllen einen halben Ordner.

Du, woanders ist man im Bereich der Digitalisierung im Gesundheitswesen schon viel weiter. In Saudi-Arabien z. B. gibt es schon seit geraumer Zeit keine vom Arzt ausgestellten Papierrezepte mehr. Da bekommst du eine unverwechselbare Nummer mit der du in die Apotheke gehst und deine Medikamente abholst. Ich bin mir sicher, dass es dort in den Krankenhaeusern bei der Anmeldung aehnlich digital ablaeuft.


Ulrich Seidl





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